Die Zukunft der Stadt gestalten ist keine leichte Sache
Die Bahnstadt ist zusammen mit dem Wörth eine der größten innerstädtischen Flächen auf denen in den kommenden Jahren in großem Maßstab neue Gebäude, Straßen, Wege und Plätze entstehen sollen. Das bietet große Chancen eine zukunftsfähige und lebenswerte Stadt zu entwickeln und ist damit eine der größten Herausforderungen. Anders als bei sonstigen Projekten gibt es auf diesen Flächen keinen oder nur wenig Altbestand. Das bietet die Möglichkeit, etwas ganz Neues zu schaffen, Forschungsergebnisse der letzten Jahre einfließen zu lassen und wegweisende Technologien einzusetzen. Herausfordernd sind dabei nicht nur die Schnittstellen zu bestehenden Quartieren an den Außengrenzen, wo es gilt das Neue mit dem Alten zu verbinden, so dass daraus ein funktionierendes Ganzes entsteht.
Eine weiter Herausforderung besteht darin, dass hier in kurzer Zeit in großem Umfang Strukturen entstehen, die dann gemeinsam altern. Da alle Bauwerke gleich alt sind, wird für viele Jahre jede Anpassung schwierig. Es wird keine oder nur sehr wenige Möglichkeiten geben, in den neu gebauten Stadtviertel Veränderungen vorzunehmen, wenn die dafür notwendige Flexibilität nicht von vornherein eingeplant wird.
Die Zukunft gestalten
Das miese an »Zukunft« ist, dass man sie nicht wissen kann. Aber wir können gestalten, müssen jedoch am Ende auch mit dem Ergebnis leben. Was für manche nach einer philosophische Spitzfindigkeit klingt, ist von größter Bedeutung wenn es darum geht, in städtebaulichen Projekten Ergebnisse zu erarbeiten, die auch kommende Generationen als »gute« Lösungen betrachten. Die berechtigte Befürchtung dass hier Chancen verpasst werden können, ist einer der Gründe für Skepsis und Misstrauen.
Beton schafft nunmal Tatsachen. Schon Projekte in der vergleichsweise überschaubaren Größenordnung einer Bahnstadt haben zwangsläufig eine Erstarrung in der nachfolgenden Entwicklung zur Folge. Bei solchen Projekten besteht die Gefahr, dass auf Basis des Wissensstandes und der Prioritäten von heute alle »Fehler von morgen« auf einmal gemacht werden. Anders als in gewachsenen Stadtteilen eröffnen sich in solchen Quartieren nicht regelmäßig Freiräume, in denen dann umgebaut, saniert oder auch mal abgerissen werden kann, um etwas Neues einzubringen, was durch veränderte Bedürfnisse notwendig wird.
Natürlich ist es trotzdem möglich große städtebauliche Projekte tragfähig zu gestalten. Aber es stellt Stadtplaner, Entscheider und Bürgerschaft vor große Herausforderungen, weil gesellschaftliche Entwicklungen nun mal vorhanden, aber kaum vorhersagbar und auch nicht aufzuhalten sind. Erschwerend kommt bei der Bahnstadt hinzu, dass sie in einer Zeit entsteht in der absehbar ist, dass sich durch Digitalisierung, dem damit eng verbundenen Übergang zu einer Industrie 4.0, dem zunehmenden Handlungsdruck beim Klimaschutz und vielen weiteren Entwicklungen die Rahmenbedingungen für unser Zusammenleben drastisch verändern werden. Dass heute niemand sagen kann, wie diese genau aussehen werden, erklärt das Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger nach Transparenz in Hinblick auf die langfristigen Folgen eines solchen Vorhabens. Es kommt nicht darauf an, dass es heute »schön« aussieht und »praktikabel« funktioniert, sondern auch ganz wesentlich auf die verbleibenden Handlungsspielräume für die weitere Gestaltung der Zukunft.
Vertrauen wiedergewinnen
Es ist paradox. Aber es ist ausgerechnet der Umfang und die Betonung der Bürgerbeteiligung, die beim Thema Bahnstadt in der Bürgerschaft für Skepsis sorgt. Vor dem Hintergrund, dass der Sinn einer Bürgerbeteiligung in den vergangenen Jahren beim Wörth-Areal und dem Westlichen Neckar stark strapaziert wurde, ist das verständlich. Auch die Entwicklungen beim Hölderlinhaus haben den Eindruck hinterlassen, dass aus der Zusammenarbeit von Verwaltung, Gemeinderat und Planern, egal aus welchen Gründen, nicht unbedingt die beste Lösung herauskommt. Um es auf den Punkt zu bringen: Bisher ist es noch nicht gelungen, den Menschen in unserer Stadt zu vermitteln, warum das alles bei der Bahnstadt nun plötzlich funktionieren soll.
Diesem Vertrauensverlust muss man begegnen. Unabhängig von inhaltlichen Themen muss man das Projektvorgehen im Sinne der Qualitätsentwicklung kritisch hinterfragen, Möglichkeiten für eine Verbesserung erkennen und entsprechende Maßnahmen in das Vorgehenskonzept integrieren. Die Bahnstadt ist eine einmalige Chance für Nürtingen. Und genau das ist mit Blick auf die Bürgerbeteiligung auch ihr Problem. Wenn man bedenkt, dass dieses Projekt die Stadt für lange Zeit prägen wird, ist es verständlich, dass Bürgerinnen und Bürger sicher sein wollen, dass da auch über die richtigen Fragen nachgedacht wird.
Kleine Maßnahmen, große Wirkung
Bei NT14 vertreten wir die Auffassung, dass dieses Klima der Skepsis und des Misstrauens in einem ersten Schritt mit vergleichsweise kleinen Maßnahmen zu entschärfen wäre. Wenn es gelingt in der Projektkommunikation klar strukturierte Informationen zu den wesentlichen Fragen bereitzustellen, wäre schon viel gewonnen.
- Eine gut aufbereitete und klar strukturierte Übersicht der bearbeiteten Themenfelder und die Dokumentation der jeweils betrachteten Fragestellungen mit einer Zusammenfassung aller entscheidungsrelevanten Informationen.
- Eine nachvollziehbare Begründung aller bisherigen und zukünftigen Ergebnisse und Entscheidungen aus der hervorgeht, warum welche Prioritäten gesetzt wurden, warum manche Alternativen weiterverfolgt und andere verworfen wurden
- Eine transparente Dokumentation der Anregungen und Einwände aus der Bürgerschaft aus der hervorgeht, was aus den Ideen und Impulsen aus dem Dialog mit den Bürgerinnen und Bürger wurde.
Diese Transparenz ist aus Sicht der NT14 eine ganz wesentliche Voraussetzung dafür, das Vertrauen der Nürtingerinnen und Nürtinger in das Projektvorgehen zu entwickeln und zu erhalten, um auch weiterhin konstruktive und wertvolle Anregungen aus allen Kreisen der Bürgerschaft zu bekommen. Im Wesentlichen geht es nur darum darzustellen, worum es der Stadtgesellschaft bei der Entwicklung der Bahnstadt wirklich geht und, falls erforderlich, nochmals eine Debatte über diese Frage zuzulassen. Soll das »nur« ein nach heutigen Maßstäben vorzeigbares Baugebiet mit gewissen Möglichkeiten zur Mitgestaltung werden? Oder will man zeigen, was herauskommt, wenn sich eine Stadtgesellschaft der Frage stellt, wie das Leben, Wohnen und Arbeiten im digitalen und globalen Zeitalter aussieht?
Dass die Zukunftsfragen rund um das Thema Bahnstadt bei den Menschen so großes Gewicht haben, ergibt sich aus dem Bezug zur Internationalen Bauausstellung 2027, die genau diesen Fragen gewidmet ist. Da die Stadt den Anspruch hat, mit der Bahnstadt einen Projektbeitrag für die IBA beizusteuern, ist es naheliegend, dass deren Themenwelt die Erwartungshaltung vieler Nürtingerinnen und Nürtinger in Bezug auf die Bahnstadt prägt.
Zukunftsthemen der IBA 2027
Die Themenwelt der IBA geht weit über die Frage hinaus, wie Gebäude, Straßen, Wege und Plätze angeordnet und gestaltet werden. Das Leitthema ist die Frage, wie das Leben, Wohnen und Arbeiten im digitalen und globalen Zeitalter aussehen kann. Das mag dem einen zu abstrakt, dem anderen zu akademisch, dem nächsten etwas zu groß, und manchen einfach noch »sehr weit weg« erscheinen. Unabhängig von der Frage, ob es gelingt mit der Bahnstadt einen auch für die Fachwelt bemerkenswerten Beitrag für die IBA 2027 beizusteuern, sind diese Zukunftsthemen für Nürtingen in zweifacher Hinsicht relevant.
- Zum einen ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Auswirkungen von Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel an Nürtingen nicht vorbei gehen werden. Auch wenn heute noch keiner sagen kann, wie die veränderten Rahmenbedingungen in 10 oder 20 Jahren genau aussehen werden: Im Sinne einer Politik für ein zukunftsfähiges und lebenswertes Nürtingen wäre es nachlässig, die heute schon gut verstandenen Trends auszublenden.
- Zum anderen ist in den letzten Jahren in Deutschland, wie in anderen Ländern, in weiten Kreisen der Bevölkerung ein enormes Bewusstsein und Wissen zum Thema »Transformation« gewachsen. Das stellt auch eine Stadtgesellschaft vor Herausforderungen, wenn sie dem Anspruch einer pluralistischen Demokratie gerecht werden und dem berechtigten Interesse an einem »Umdenken« eine Chance auf Durchsetzung geben will.
Aus dem offenen Dialog der NT14 mit interessierten und engagierten Bürgern wissen wir, dass die empfundene Vernachlässigung dieser über Einzelgebäude hinausgehenden Zukunftsthemen ein wesentlicher Grund für Skepsis und Misstrauen ist. Deshalb plädieren wir dafür, die von den Bürgerinnen und Bürgern eingebrachten Ideen, Impulse und Interessen lückenlos zu dokumentieren und transparent darzustellen, ob und wie diese in die Projektentwicklung einfließen.
Wir sind der Auffassung, dass Zuhören ernst gemeint sein muss. Die aus einer Dokumentation der Ideen und Impulse resultierende Transparenz schafft Vertrauen. Sie ist Voraussetzung für eine systematische und nachvollziehbare Aufbereitung aller entscheidungsrelevanten Informationen. Diese sind Grundlage für ein Entscheiden mit Sorgfalt und machen sichtbar, dass Entscheider ihre Unabhängigkeit bewahren. Erst ein solches Einbinden heißt Mitgestalten, weil es möglich wird, gemeinsame Grundlagen für Weichenstellungen herauszuarbeiten und nicht an zweitrangigen Geschmacksfragen hängenzubleiben. Die in den Ideen und Impulsen aus der Bürgerschaft deutlich erkennbare Orientierung am Gemeinwohl sichert Zukunft. Aus Sicht der NT14 bietet die vorgeschlagene Öffnung der Bürgerbeteiligung zur Bahnstadt große Chancen, beiden der oben genannten Punkte gerecht zu werden.
- Zum einen ermöglicht eine systematische Erfassung und Dokumentation der eingebrachten Ideen und Impulse, dass Wissen und Können der gesamten Bürgerschaft in Bezug auf zukunftsweisende Lösungsansätze in den Entwicklungsprozess einfließen können.
- Zum anderen ermöglicht eine vollständige und nachvollziehbare Aufbereitung aller entscheidungsrelevanten Informationen eine konstruktive sachliche Debatte, die dem Anspruch einer pluralistischen Demogratie an einem bestmöglichen Ausgleich verschiedener Interessen gerecht wird.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die vom Gemeinderat beschlossene »Konzeptvergabe« für die zur Verfügung stehenden Flächen. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist eine gelingende Debatte über Transformationen, die langfristigen Zielsetzungen und die dafür notwendigen Weichenstellungen, die über einzelne Bauvorhaben hinausgehen.
Konzeptvergabe
Mitte 2018 hat der Gemeinderat den Beschluss gefasst, die Vergabe der Flächen in der östlichen Bahnstadt mit einer sogenannten »Konzeptvergabe« durchzuführen. Dieses Verfahren wird in anderen Kommunen bereits seit vielen Jahren eingesetzt. Dabei ist bei der Vergabe von Flächen für Bauvorhaben nicht mehr das Höchstgebot ausschlaggebend, sondern dessen Gesamtkonzept. Dies umfasst nicht nur die Architektur, sondern auch die Ideen für das soziale und kulturelle Leben, das dadurch möglich werden soll. In einem ersten Schritt können Bauwillige Interesse an einer Fläche anmelden und bekommen dann Gelegenheit ein Konzept für den geplanten Bau und dessen spätere Nutzung auszuarbeiten. Anschließend werden die vorgelegten Konzepte unter dem Gesichtspunkt bewertet, welchen Nutzen sie für die Stadtgesellschaft stiften. Die Bewertungskriterien werden im Falle der Bahnstadt von einem »Runden Tisch« erarbeitet, an dem Experten, Bürgerinnen und Bürger teilnehmen.
NT14 begrüßt die Anwendung eines solchen Verfahrens ausdrücklich, da es ermöglicht, Ideen und Vorstellungen der Bürgerschaft, ausgehend von den Grundlagen einer funktionierenden Stadtgesellschaft, einzubringen und umzusetzen. Das betrifft nicht nur Bauvorhaben privater Bauherren und Baugemeinschaften, sondern auch Investoren, die der Entwicklung ihrer Projekte dann Rahmenbedingungen zugrunde legen können, die den tatsächlichen Bedürfnissen gerecht werden. Ein wichtiger Aspekt für das Gelingen dieser Idee ist die Möglichkeit, dass auch einzelne Interessenten ausreichend Zeit und Unterstützung bekommen, alleine oder zusammen mit Anderen gute Konzepte zu entwickeln.
Gleichzeitig müssen wir darauf hinweisen, dass die Freude über diese gestalterischen Freiräume die Gefahr birgt, dass quartierübergreifende Lösungen für die echten Zukunftsthemen schnell in den Hintergrund rücken und am Ende sogar unter den Tisch fallen. Das wäre nicht nur in Hinblick auf den geplanten Beitrag zur IBA 2027 schade, sondern auch eine verpasste Chance für die Entwicklung eines zukunftsfähigen und lebenswerten Nürtingen als Ganzes.
Transformationen
Auch wenn sich viele unter dem etwas sperrigen Fachbegriff »Transformation« nur wenig vorstellen können, ist das, was sich dahinter verbirgt, längst in der öffentlichen Debatte und im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen. Es geht um die Frage, »wie« der Weg in eine zukunftsfähige Moderne aussehen und gelingen kann. Bei der Debatte um Zukunftsfragen geht es nicht mehr nur darum, »was« zu tun wäre, sondern mehr und mehr um die Frage, »wie« die notwendigen Veränderungsprozesse zielführend gestaltet werden können.
Dass diese Themen von großem öffentlichen Interesse sind, wird zum Beispiel daran sichtbar, dass ein Vortrag des Soziologen und Sozialpsychologen Harald Welzer Ende 2018 problemlos die Stadthalle K3N gefüllt hat. Das von ihm und Dr. Bernd Sommer verfasste Buch »Transformationsdesign - Wege in eine zukunftsfähige Moderne« ist einer der wenigen Titel, die in der Buchhandlung Zimmermann gleich stapelweise vorrätig sind. Als Anfang 2019 Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizäcker in einem Vortrag den 5. Bericht des Club of Rome vorgestellt hat, reichte der Platz im Hörsaal der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt nicht aus, um allen interessierten Zuhörern einen Sitzplatz zu bieten. Und dass junge Menschen Woche für Woche unter dem Motto »Fridays for Future« für eine zukunftsfähige, generationengerechte Politik demonstrieren, ist sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Auch wenn das zunächst nach »großer« Politik klingt: Die Entwicklung der Bahnstadt ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass die Handlungsfelder für eine gemeinwohlorientierte Politik buchstäblich »vor der eigenen Haustür« liegen. Auf kommunalpolitischer Ebene können bereits heute ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Lösungen umgesetzt werden. Und zwar im Rahmen der geltenden Bestimmungen und Vorschriften, ohne weitere Weichenstellungen durch Bund und Land. Man muss nur machen, was heute schon möglich ist. Und dafür setzen wir uns bei NT14 ein.
Impulse aus der Bürgerschaft
Die im Rahmen der Bürgerbeteiligung von der Bürgerschaft eingebrachten Anregungen und Vorschläge spiegeln die Relevanz der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit wieder. Sie reichen von der Biogasanlage und Nahwärmenetz über Regenwasseraufbereitung, Regenrückhaltung, bis hin zu funktional aufgewerteten Überflutungsflächen sowie alternative Lösungen für Parkraum und Parkraummanagement. Die Diskussion um diese Impulse darf diese nicht als Geschmacksfragen behandeln. Es handelt sich um ernstzunehmende und plausibel begründete Hinweise, die zunächst einmal auf Chancen hinweisen.
Praktizierte Bürgerbeteiligung
Derzeit ist nicht bekannt, ob diese Vorschläge der Nürtingerinnen und Nürtinger systematisch erfasst wurden und ob die Prüfung dieser Möglichkeiten in den Aufgabenkatalog der Projektentwicklung und Planung eingeflossen ist.
Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass die aus der Bürgerschaft eingebrachten Ideen und Impulse im Rahmen der weiteren Konzeptentwicklung ernsthaft geprüft und die Ergebnisse transparent dargestellt werden. Darüber hinaus halten wir es für dringend erforderlich, die bereits getroffenen Entscheidungen im Projekt Bahnstadt in der Öffentlichkeit nachvollziebar darzustellen, plausibel zu begründen und gegebenenfalls auch nochmals eine öffentliche Debatte über die Zielsetzungen für die Bahnstadt zuzulassen.
Das wahre Potential dieser Vorschläge ergibt sich oftmals erst aus deren Kombination und der ergänzenden Wirkung der Vielfalt. Deshalb ist es gut, nicht nur nach Argumenten dafür und dagegen zu suchen, sondern zunächst einmal zu fragen, warum eigentlich. Der in den Vorschlägen erkennbare Wunsch nach ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Lösungen wird auf jeden Fall Teil der Maßstäbe sein, die Nürtingerinnen und Nürtinger am Ende bei der Beurteilung des Projektes anlegen werden. Es ist Aufgabe der Planer und Experten, diese Anregungen aufzugreifen, Vorschläge zu prüfen und weiterzuentwickeln, um Entscheidungsfähigkeit herzustellen.
Alles in allem ist das eine große planerische Aufgabe, die nur in Kooperation von Gemeinderat, Verwaltung und Bürgerschaft zufriedenstellend bewältigt werden kann. Ganz wesentlich ist, dass Ideen und Impulse aus der Bürgerschaft unvoreingenommen und wohlwollend im Sinne der damit verbundenen Zielsetzung geprüft und Entscheidungen nachvollziehbar begründet werden.
Ein unbegründetes »des goht net« wird in Zeiten des Internets berechtigterweise meist als »des goht halt net in mein Kopf« verstanden. Da das Wissen über wegweisende Projekte frei verfügbar ist, muss gegebenenfalls sehr genau begründet werden, warum Lösungen, die anderenorts umgesetzt wurden, in Nürtingen nicht möglich sind. Dabei wird es nicht ausreichen, nur beliebig herausgegriffene Argumente anzuführen, die gegen einen Vorschlag sprechen. Um das Klima von Skepsis und Misstrauen zu entschärfen, muss klar erkennbar werden, dass nach Möglichkeiten gesucht wurde, eine an die lokalen Gegebenheiten angepasste Lösung zu finden. Denn eines ist klar: Bei rund 40.000 Einwohnern wird auf jeden Fall jemandem einfallen, was man hätte tun können, um etwas doch noch möglich zu machen.
Dieses Wissen der Nürtinger Bürgerinnen und Bürger wollen wir schon in der Projektentwicklung nutzen. Das setzt voraus, dass Gemeinderat, Verwaltung und Bürger Kooperation üben und umsetzen. Für ein zukunftsfähiges und lebenswertes Nürtingen.